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Typenkunde – Lastenrad
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Lastenräder: Die wahren Sattel-Schlepper

Cargobikes, Lastenräder oder Transportrad – die schlauen Fahrräder mit hoher Zuladung werden immer beliebter und sind ein zentraler Baustein der Verkehrswende. Der pressedienst-fahrrad stellt in seiner Typenkunde die wichtigsten Bauarten und Anwendungsgebiete vor.

Das Fahrrad ist ein prima Lastesel – denn schon die einfachsten Modelle können ein Vielfaches ihres eigenen Gewichts transportieren. Über welche Fahrzeuggattung lässt sich das schon sagen? Transportiert man mehr als nur sich selbst und die täglichen Siebensachen, bieten sich Packtaschen an, die sicher am Gepäckträger festgemacht werden. Für größere Transporte könnte ein Cargo-Anhänger schlau sein. Menschen, die aber regelmäßig viel oder mehr transportieren, als mit dem Hänger gut ist, nutzen immer häufiger Lastenräder. Das beschert der Gattung seit der Corona-Pandemie den prozentual höchsten Zuwachs, was sie zu einem Sinnbild der Verkehrswende – aber auch zur Zielscheibe reaktionärer Hetze.
Cargobikes wurden meist zum Gütertransport gebaut, machen heute aber auch oft die Beförderung von Kindern möglich – im privaten Gebrauch sind sie oft im Mischnutzen. Die Vielfalt der Bauformen ist mittlerweile fast unüberschaubar, neben vielen zweirädrigen Konzepten sind auch verschiedenste Dreiräder weit verbreitet.
Allen Lastenrädern gemein sind jedoch extrem stabile Rahmen, ausladende Gepäckträger und teils sehr lange Radstände. Manche ermöglichen Zuladung von mehr als 200 Kilogramm – und zwar ohne Sorgen um Parkplatzsuche, Umweltzonen, Spritpreise oder – zumindest bei gut ausgebauten Radwegen – Staus. Aktuell im Trend sind zweirädrige Ausführungen mit einem Fahrverhalten, das dem normaler Fahrräder sehr ähnlich ist.
Logischerweise ist gerade für Lastenradler:innen der Elektromotor eine willkommene Unterstützung. Vor allem beim Anfahren hilft er sehr beim Handling des beladenen Rads – und sein Mehrgewicht spielt beim ohnehin schwereren Cargo-Bike eine kleine Rolle. Mittlerweile bieten Motorenhersteller auch konkret für Lastenräder konstruierte Antriebe an.

1. Postrad und Bäckerrad modern

Das altbekannte Prinzip Postrad erfreut sich auch nach wie vor großer Beliebtheit. Die Räder mit robustem Stahlrahmen ermöglichen eine Menge Zuladung in an Front und Heck rahmenintegrierten Gepäckträgern. Damit der Schwerpunkt nicht allzu hoch sitzt, sind maximal 26-Zoll-Räder verbaut, beim klassischen Bäckerrad wandert der Schwerpunkt durch ein 20-Zoll-Vorderrad noch weiter runter. Beide haben ein mittigen Zweibeinständer für sicheres Be- und Entladen und sind von der Fahrdynamik zumindest leer ganz nah mal am Normalrad.

2. Renaissance eines Klassikers

Mit schwerpunktgünstig tiefer Ladefläche zwischen Lenker und Vorderrad und daraus resultierendem langem Radstand punkten sogenannte „Long-John-Räder“ schon seit Generationen. Es gibt eine ganze Reihe moderner Vertreter mit und ohne Motor, mit und ohne Federung und oftmals einer großen Auswahl an möglichen Ladefläche-Aufbauten. Diese reichen von Kindersitzen, Verdecken oder Ladekisten bis zu individuellen Aufbauten, etwa für Handwerker:innen, fliegende Händler:innen oder DJs. Die Sitzpositionen dieser Räder reichen von sehr entspannt bis sportlich-aggressiv; manche Räder sind mit wenigen Handgriffen uns werkzeuglos auf unterschiedliche Nutzer:innen anpassbar.

3. Extragroße Gepäckträger am Mid- und Longtail

Dem normalen Fahrrad am ähnlichsten lassen sich sogenannte Midtails und Longtails fahren, Lastenräder mit überdimensionalem Gepäckträger. Während hier der vordere Teil wie ein normales Fahrrad aussieht, ist der Hinterbau verlängert; das Hinterrad wird um eine halbe bis ganze Radlänge nach hinten versetzt. Der große Träger nimmt mühelos vier herkömmliche Packtaschen oder übergroße Taschen-Sonderanfertigungen auf. Auch die Montage zweiter Kindersitze ist möglich. Das Zubehör kann Kindersitzbänke mit Lehnen und seitliche Schutzbügel umfassen, aber auch Fußbretter und Radhalterungen. Ein kleineres Rad wird hier eher hinten eingesetzt, um die Ladung möglichst weit unten zu platzieren.

4. Dreiräder und Stadtteilräder

Andere weit verbreitete Lastenradbauarten ermöglichen Ladung an verschiedenen Stellen gleichzeitig, manche sind falt- oder klappbar, andere entweder Lastenrad oder Tandem. Unter den Dreirädern kennt man vor allem die klassische holländische Variante mit lenkbarer Kiste zwischen zwei Vorderrädern, die z. B. mit zwei Sitzbänken Platz für bis zu sechs Kinder bietet. Solche Räder gibt es heute auch mit Neigetechnik für besseres Kurvernverhalten. Vorne eins und hinten drei Räder haben wiederum Rikschas, die in anderen Erdteilen zum Personentransport weit verbreitet sind; hierzulande sieht man solche Räder mittlerweile häufiger auch als Velolaster mit Europaletten-großen Ladeflächen hinter der Fahrer:in. Verschiedene Leihradkonzepte wie etwa Stadtteilräder bieten sich bei sperrigen Mobilen wie Lastenrädern ganz besonders an – und etablieren sich als wichtiger Baustein der individualmobilen Verkehrswende in unseren Städten.

H. David Koßmann | pressedienst-fahrrad


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