Macht Streusalz das Fahrrad kaputt?
Streusalz besteht in der Regel aus Natriumchlorid, aber auch Calcium- und Magnesiumchlorid werden eingesetzt. Gerade Letzteres ist sehr hygroskopisch, d. h. es zieht Feuchtigkeit aktiv an und bindet sie länger, was die Wirksamkeit als Taumittel verbessern soll. Diese aggressiven Streusalze sind aber verantwortlich für Schäden an Fahrzeugen, u. a. auch Fahrrädern und E‑Bikes. Speziell die freiliegenden Fahrzeugteile wie die Kette sind den Salzen ausgesetzt.
Kette im Voraus pflegen und schmieren
Kettenpflege ist deshalb enorm wichtig – und zwar bevor die Kette laute Laufgeräusche macht oder gar Rost ansetzt. Das Vorgehen ist dabei identisch zur Kettenpflege im Sommer – man muss nur öfter ran. Dreck und Schmutz sind nach jeder Fahrt zu entfernen. Dabei helfen kann ein Luftgebläse (z. B. „Precision Blow It“ von Muc-Off), das Feuchtigkeit und Nässe am Rad schnell trocknet und so die Gefahr vor Korrosion und Rost minimiert. Spezielle Kettenschmiermittel für nasse und kalte Bedingungen (z. B. „Bicycle Wet Weather Lube“ von Muc-Off) punkten durch wasserabweisende Eigenschaften. Ob eine Kette nun schnell rostet oder nicht, hängt aber auch vom Material ab. Günstige Modelle haben in der Regel keine gesonderte Beschichtung, die gegen Rost schützt. Hochwertige Ketten für Viel- und Alltagsfahrer:innen weisen hingegen eine glatte, rostresistente Oberfläche auf, was den Pflegeaufwand und die Rostbildung minimieren soll.
Hochwertige Ketten und Ritzel sind in der Regel passivierend beschichtet, was die Korrosionsbeständigkeit verbessern soll. Ein Tipp: Ein zusätzlicher Tropfen Öl auf die Schalt- und Bremszüge hilft, Wasser von dort fernzuhalten und ein mögliches Einfrieren der Züge zu verhindern. Alternativ spielen speziell im Wintereinsatz Fahrräder mit Riemenantrieb ihre Trümpfe aus. Die Riemen von Gates zeichnen sich durch ihren geringen Pflegeaufwand und ihre Langlebigkeit aus. In Kombination mit einer Zentralgetriebeschaltung von Pinion sind die Schaltungskomponenten gegen äußere Einflüsse, auch wie Streusalz, besser geschützt und dazu wartungsärmer.
Rostflecken mit Lack behandeln
Aber auch der Fahrradrahmen kann durch die Salze beschädigt werden. Die Lackierung oder Pulverbeschichtung der Rahmen kann sich ablösen. Schmutzrückstände erhöhen die Wahrscheinlichkeit von Schäden deutlich. Deshalb ist auch der Rahmen im Winter regelmäßig zu säubern. Sprays wie das „Bike Protect“ von Muc-Off legen nach dem Reinigen einen dünnen Schutzfilm über den Rahmen und sorgen dank schmutzabweisenden Funktionen dafür, dass Korrosion minimiert wird. Wobei es Unterschiede beim Rahmenmaterial gibt: Stahlrahmen zeigen durch Rost, wenn sie angegriffen sind. Bei Aluminiumrahmen sind Probleme nicht so offensichtlich, können allerdings genauso auftreten und im schlimmsten Fall zum Rahmenbruch führen. Deshalb sollte man Lackschäden direkt ausbessern, z. B. mit Acryl-Klarlack. Bei größeren Schäden bieten manche Hersteller die Option, die Pulverbeschichtung zu erneuern.
E‑Bike-Motoren regelmäßig reinigen
Den Antriebseinheiten von Pedelecs sollte die Salzlösung auf den Straßen hingegen wenig ausmachen. Die Motoren sind in der Regel wasserdicht und entsprechend auch einer Salzsprühnebelprüfung unterzogen. Dennoch empfiehlt sich eine äußerliche Reinigung des Motors nach einer Fahrt auf winterlichen Straßen. Dabei den Motor mit lauwarmem Wasser abspülen und danach trocknen.
Reifen auf Schäden kontrollieren
Bleiben noch die Reifen als die beiden direkten Kontaktpunkte zwischen Fahrrad und Fahrbahn. Streusalz beeinträchtigt laut Steffen Jüngst, Pressesprecher beim Reifenhersteller Schwalbe, die Performance eines Reifens nicht. Einzig bei einer Beschädigung am Reifen kann Salz in den Drahtkern gelangen, der dann korrodieren könnte. Dies sei allerdings äußerst selten der Fall. Bei regelmäßigen Kontrollen sind auch Stellen zu beachten, die nicht auf den ersten Blick ersichtlich sind. So könnten sich die Felgenlöcher als Schwachpunkte herauskristallisieren, da sich dort unbemerkt Salz ablagern und so Beschädigungen verursachen könnte. Wer auf Nummer sicher gehen will, besorgt ein zweites Laufrad-Paar speziell für den Winter und schützt so seine „Sommerräder“.
Pannensichere Reifen schützen vor Defekten
Das Bundesumweltministerium rät, auf den Wegen im Winter statt Salz lieber Rollsplitt und Granulat zu verwenden. Auch dieses Streugut hat wiederum Folgen für Radfahrende, da die Steinchen auf der Fahrbahn die Gefahr eines Platten erhöhen. Deshalb sollten Radfahrer:innen im Winter Reifen mit einem hohen Pannenschutz wählen. „Zudem sollte man auf Reifen mit relativ breiten Profilabständen achten. So setzen sich Splitt und Granulat nicht so schnell zwischen den Profilblöcken fest und können sich beim weiteren Fahren nicht so einfach in die Decke ‚einarbeiten‘“, erklärt Jüngst. Er rät zum Fahren mit Ganzjahresreifen, die diesen Vorteil mitbringen.