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Typenkunde – Kinderfahrzeuge
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Kinderfahrzeuge: Spielend lernen auf zwei Rädern

Die Fahrradwelt der Kleinen ist groß und bunt. Längst haben Eltern erkannt, dass Radfahren eine wichtige Kulturtechnik ist, auf der weitere (motorische) Fähigkeiten aufbauen und die auf geeigneten Instrumenten geübt werden muss. Der Fahrradhandel wiederum weiß, dass Kinderfahrzeuge einen wichtigen Teil des deutschen Fahrradmarktes ausmachen – und dass die Kundenbindung kaum früher anfangen kann als mit dem ersten Roller oder Laufrad.
Dass hier von Fahrzeugen statt von Fahrrädern gesprochen wird, kommt nicht von ungefähr: Kindliche Mobilität beginnt nun mal nicht auf zwei, sondern auf drei bis vier Rädern und für die Kleinen ist das erste Fahrrädchen nur ein Glied in einer Reihe von unterschiedlichen Fahrzeugen, die wir hier in der Reihenfolge ihres Einsatzes vorstellen wollen.

1. Spielfahrzeuge

Kinder, die – wenn auch zunächst mit Hilfe – ihre ersten zögerlichen Schritte hinter sich gebracht haben, können bereits ein kleines Fahrzeug lenken. Die ersten Fahrzeuge sollten vor allem kippstabil sein, so wie das vierrädrige Rutschfahrzeug „Pukylino“ (39,99 Euro) des Wülfrather Herstellers Puky. Ohne sich auf die Balance konzentrieren zu müssen, können sich kleine Fahranfänger aber auch schon bald an der Kombination aus Lenken und Pedalieren versuchen. Dafür geeignete Dreiräder wie das Puky „Cat 1 SP“ (129,99 Euro) erhöhen zudem dank Fußablage und Schiebestange die Mobilität der ganzen Familie.

2. Laufrad

Sozusagen das allererste Fahrrad überhaupt: Auch der Pionier des Radfahrens, Karl Freiherr von Drais, stieß sich mit den Füßen vom Boden ab und hielt sich durch sein Balancegefühl in der Senkrechten, unterstützt von der Kreiselkraft der Räder. Der wohl wichtigste, aber gleichzeitig herausforderndste Schritt auf dem Weg zum Radfahren ist in der Tat das Balancieren, nicht das Pedalieren – weswegen Laufräder viel sinnvoller sind, um das Radfahren zu lernen, als Fahrräder mit Stützrädern. Das Puky „LR Ride BR“ bringt sogar eine Elastomer-Dämpfung und eine Felgenbremse am Hinterrad mit (199,99 Euro).

3. Roller

Das Gleichgewicht lässt sich in ähnlicher Weise auch mit Rollern schulen, die schon für Kinder ab zwei Jahren angeboten werden (z. B. Puky „R 1“, 59,99 Euro), aber auch von älteren Kindern selbst dann noch gerne gefahren werden, wenn sie längst Fahrrad fahren können.

4. Spielfahrrad

Der Name sagt es schon: Spielfahrräder haben im Straßenverkehr nichts zu suchen, sie gehören in geeignete Schonräume wie den Park oder den Spielplatz, wo Kinder ungefährdet üben können. Man erkennt diese Fahrräder schon daran, dass sie keine Lichtanlage aufweisen; auch eine Schaltung findet sich nur an größeren Modellen, denn das Schalten müssen Kinder in dieser Phase noch nicht lernen; es lenkt nur vom Wesentlichen ab. Spielfahrräder gibt es in diversen Größen: Den Einstieg machen Modelle mit 12,5‑Zoll-Rädern, 18 Zoll sind das Maximum. Wichtige Merkmale sind eine möglichst große Höhenverstellbarkeit (je nach Modell bis zu zehn Zentimeter am Sattel), eine gute Sicherheitsausstattung (dicke Aufprallschützer, geschlossener Kettenkasten), abgerundete Kanten an den Schutzblechen, Stabilität sowie ein möglichst geringes Gewicht (z. B. Puky „Z6“, 179,99 Euro oder Haibike „Seet Greedy 16“, 249 Euro).

5. Kinderstraßenfahrrad

Mit diesen Modellen wagen sich kleine Radler zum ersten Mal ins Verkehrsgeschehen – freilich erst einmal auf dem Gehweg, dort allerdings längstens bis zum zehnten Geburtstag. Kinderstraßenräder müssen StVZO-konform ausgestattet sein; eine Lichtanlage, Schutzbleche und ein Gepäckträger für erste Radtouren gehören ebenfalls an Bord. Eine robuste und leichtgängige Drei-Gang-Nabenschaltung ist der Standard. Sinnvollerweise wird die Rücktrittbremse, die sich an fast allen Kinderstraßenrädern befindet, um zwei Handbremsen ergänzt, damit auch das Bremsen von Hand geübt werden kann, schließlich ist die Rücktrittbremse (abgesehen vom Hollandrad) beim Erwachsenenfahrrad fast ausgestorben.
Räder für größere Kinder rollen meist auf 24-Zoll-Reifen, hier ist zum Teil schon eine Kettenschaltung mit größerem Gangspektrum verbaut (z. B. Winora „Dash 24“, oder Puky „Crusader 24–7 Alu light City“, beide 499,99 Euro). Natürlich will nicht nur die Schaltung bedient werden, auch den pfleglichen Umgang mit dem Fahrrad sollte der Nachwuchs spätestens jetzt gelernt haben.
Den Sprung zum ersten großen Rad leiten 26-Zoll-Jugendräder ein, die bereits über eine hochwertige Ausstattung mit Nabendynamo, Standlicht und mehr Gänge in der Nabenschaltung verfügen, siehe etwa Winoras „Chica 26“ (ab 399 Euro). Schließlich sollen sie die jungen Radfahrer sicher zur Schule tragen.

6. Kinder-Rennrad

Je früher die Spezialisierung einsetzt, desto kleiner ist die Auswahl an geeignetem Material. Wer mit zehn, elf Jahren aufs Rennrad steigt, benötigt in der Regel Felgen mit geringerem Durchmesser, denn mit den normalen 28-Zoll-Laufrädern lassen sich kleine Rahmengrößen nicht realisieren. Vereinzelt werden darum auch sportliche Räder für Kinder mit kleineren Laufrädern angeboten, wie etwa der Nachwuchs-Cyclocrosser von Stevens, das „Junior CX“ (799 Euro) mit 24-Zoll-Bereifung. Neben der Sitzergonomie ist außerdem der Bedienkomfort zu beachten, wie etwa ein geringer Abstand der Schalt-/Bremshebel. Wenn der Umstieg auf die Standardradgröße ansteht, die üblichen Rahmen aber immer noch nicht passen, schaffen möglicherweise Frauenrennräder Abhilfe, die für kleine Körpergrößen optimiert sind (etwa Cannondales „Synapse Women’s Tiagra“, 1.199 Euro).

7. Kinder-Mountainbike

Auch Kinder lassen sich von der Technik eines Geländerads leicht faszinieren – allen voran ist in ihren Augen die Federung ein Muss. Beim Nachwuchs-MTB wirkt jedoch die Gewichtsproblematik in gleich zwei Richtungen: Einerseits ist ein einfaches gefedertes Rad oft so schwer, dass es träge reagiert und den Kids besonders im Gelände viel Kraft abverlangt. Andererseits reicht das geringe Körpergewicht der Fahrer oft einfach nicht aus, um die simple Federung zu aktivieren. Für die Kleineren sind daher leichte Bikes ohne Federung ideal, um Geländespaß zu erleben und das Fahrkönnen zu schulen. Ab etwa drei Jahren bzw. 105 cm Körpergröße eignet sich das 5,6 Kilogramm leichte „Belter 16-Inch Trail“ von Earlyrider mit 16-Zoll-Rädern, Riemenantrieb und ohne Schaltung (449.99 Euro). Für die Größeren gibt es Modelle mit 24-Zoll-Rädern wie das Eightshot „X‑Coady 24“ (ab 379 Euro, starr oder mit Federgabel, neun Gänge), das „Cujo 24“ von Cannondale (469 Euro, acht Gänge, starre Gabel und extra breite Plusreifen) oder das Stevens „Team RC 24“ (549 Euro, mit 24 Gängen und Federgabel).
In dieser Größe werden auch elektrifizierte Mountainbikes angeboten (z. B. Haibike „Sduro HardFour 2.0“, 1.999 Euro)

Ein Kind auf einem BMX-Rad vor Graffiti. 8. BMX-Rad

Für viele ist das BMX das perfekte Kinderrad: kompakt, simpel und nicht kaputt zu kriegen. BMX-Räder werden in der Tat oft von Kindern und Jugendlichen gefahren, dank 20-Zoll-Laufrädern und kompakten Rahmen eignen sie sich optimal. Sie sind allerdings auch als Erwachsenensportgerät etabliert. Für ganz kleine Piloten gibt es Modelle mit 16-Zoll-Rädern wie das „Primer 16“ von Sunday (389,99 Euro). Allerdings sind BMX-Räder reine Spiel- und Sportgeräte mit bestenfalls eingeschränkten Nachrüstmöglichkeiten.

9. Liegedreirad

Nicht ausschließlich, aber auch für Kinder geeignet, sind Liegedreiräder im XS-Format, wie das auf Körpergrößen von 1,15 bis 1,80 Meter ausgelegte „Gekko fxs“ von HP Velotechnik (ab 3.990 Euro, Finanzierung über Krankenkassen möglich). Da das Liegedreirad quasi mitwächst, kann eine lange Nutzungsdauer den vergleichsweise hohen Preis relativieren. Für manche Eltern praktisch unbezahlbar ist aber sicher, dass so auch Kindern mit Gleichgewichtsstörungen oder Mobilitätseinschränkungen komplett neue Bewegungshorizonte eröffnet werden.

Sie wollen das Thema vertiefen? Weitere Informationen und aktuelle Artikel finden Sie in unserem Themenblatt Kindermobilität.

H. David Koßmann | pressedienst-fahrrad


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