Menü ☰ ☰ Login
& Suche
2.235

Interview: Fahrradunfall – Was tun, wenn’s knallt?
Den Artikel als PDF herunterladenPost to FacebookPost to TwitterPost on XingPost on LinkedIn

Donnerstag, 25. Januar 2018

*** Bitte beachten Sie: Dieser Artikel ist zwei Jahre alt oder älter. Wir haben ihn nicht gelöscht, weil Inhalte wie Tipps, Hintergründe und Technisches noch immer gültig sind. Ansprechpartner, Produkte und Preise können sich aber zwischenzeitlich geändert haben. Für ein Update rufen Sie uns bitte an! ***

Fast 80.000 Fahrradunfälle ereigneten sich 2016, mehr als 14.500 Radfahrer wurden dabei schwer verletzt. 80 Prozent dieser Unfälle waren Kollisionen zwischen Auto und Fahrrad. Der pressedienst-fahrrad befragt Verkehrsrechtlerin Dr. Anja Matthies von der Radler-Rechtsberatung Bikeright, wie man sich am besten schützen kann.

Wir haben unser Bildarchiv aktualisiert. Dabei wurden ältere Bilder entfernt – darunter das hier verlinkte. Melden Sie sich einfach für passende Motive zum Artikel: 0551–9003377‑0.
pd‑f: Wie können Radfahrer versuchen, Unfälle grundsätzlich zu vermeiden?

Dr. Anja Matthies: „Generell natürlich, indem sie die Verkehrsregeln beachten! Viele der Regelungen wurden tatsächlich gemacht, um unsere Sicherheit zu erhöhen. Etwa, in richtiger Fahrtrichtung unterwegs zu sein, das Fahrrad ausreichend zu beleuchten, nicht auf dem Fußweg zu fahren oder bei Rot an Ampeln zu halten.“

Was sind die häufigsten drei Unfallszenarien und was hilft dagegen?

„Der Klassiker: Ein Pkw fährt unachtsam aus einem Grundstück oder einer Einmündung und übersieht den Radfahrer. Dem beugt man am besten vor, indem man auf der Fahrbahn fährt. Natürlich nur, wenn es erlaubt ist. Grundsätzlich gibt es nämlich keine Radwegebenutzungspflicht in Deutschland. Radwege muss man nur dann benutzen, wenn dies ausdrücklich durch Verkehrszeichen vorgeschrieben ist (weißes Rad auf blauem Kreis).
Die zweithäufigste Unfallkonstellation ist die Kollision zwischen geradeaus fahrendem Radler und meist rechts-abbiegendem Auto. Fast immer hat der Autofahrer Schuld, weil er den Schulterblick vergisst oder zu schnell fährt. Auch hier hilft: Rauf auf die Fahrbahn! Dann wird man einfach besser gesehen. Auf dem Radweg sollte man am besten bremsen und Blickkontakt suchen.
Drittens ist das „Dooring“ zu nennen: sich plötzlich öffnende Autotüren. In Zeiten getönter Autoscheiben ist es sehr schwer, diesen Unfällen vorzubeugen. Man kann kaum erkennen, ob jemand aussteigen will. Ein Indiz sind sich öffnende Beifahrertüren. Sonst hilft nur ausreichender Abstand zu parkenden Autos, mindestens ein Meter. Das kann dazu führen, dass man mit zu geringem Abstand überholt wird. Die Gefahr durch die Türen halte ich aber für größer.“

Was muss ich tun, wenn es doch zu einem Unfall gekommen ist?

„Immer die Polizei rufen. Viele Radunfälle werden offiziell gar nicht registriert. Oft stehen Radfahrer schnell wieder auf und denken im ersten Moment, alles sei in Ordnung. Es werden keine Beweise gesichert oder Personalien von Zeugen aufgenommen. Später erst tut was weh, entdeckt man Hautabschürfungen oder stellen sich Kopfschmerzen ein. Was viele nicht wissen: Selbst wenn man als Radfahrer den Unfall mit verursacht hat, hat man gegenüber beteiligten Autofahrern in der Regel Anspruch auf Schmerzensgeld.“

Wie verhalte ich mich richtig nach dem Unfall?

„Auch Fahrradfahrer sind zur Absicherung der Unfallstelle verpflichtet und müssen etwaigen Verletzten helfen. ‚Unerlaubtes Entfernen vom Unfallort‘ und ‚Unterlassene Hilfeleistung‘ sind strafbare Delikte. Ganz wichtig: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold! Jede unüberlegte Aussage gegenüber potenziellen Zeugen oder der Polizei kann in einem etwaigen Verfahren gegen den Radfahrer verwendet werden. Wenn möglich, sollten Fotos vom Unfallort gemacht werden. Bei körperlichen Verletzungen muss in jedem Fall ein Arzt aufgesucht werden. Nur so kann man sicherstellen, dass etwaige Ansprüche in einem späteren Verfahren auch Bestand haben.“


Zurück zur Übersicht: Allgemein, Zurück zur Übersicht: Themenarchiv