Tubeless-Reifen an City- und E‑Bikes: Top oder Flop?
Montag, 20. Juni 2022
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Tubeless-Reifen haben sich in den letzten Jahren im Sportbereich vor allem bei Gravel- und Mountainbikes durchgesetzt. Sie bieten unter anderem einen hohen Pannenschutz und ein sehr gutes Abrollverhalten. Trotz dieser Vorteile fahren die meisten Alltagsräder noch mit Schlauch. Der pressedienst-fahrrad erläutert die Hintergründe.
Warum bisher nur wenige Stadträder schlauchlos fahren
Trotz aller unbestreitbaren Vorteile dürfte der größte Teil der Alltagsräder mit Schläuchen in den Reifen unterwegs sein. Ein Grund dafür ist der Wartungsaufwand. Wer schlauchlos fährt, sollte den Luftdruck öfter kontrollieren und bei Bedarf nachpumpen. Die Dichtmilch muss regelmäßig erneuert werden, da sie nach einigen Monaten aushärtet. Wie oft das nötig ist, hängt von den Umgebungsbedingungen und der Art der Milch ab. Trockenes und warmes Klima kann das Trocknen beschleunigen. Während die Dichtmittel einiger Hersteller schon nach etwa drei Monaten getrocknet sind, halten sich andere auch länger als ein halbes Jahr und mehr. Hier liegt auch ein Grund, warum Fahrräder in der Regel nicht schon vom Hersteller schlauchlos ausgeliefert werden. Sie wissen nicht, wie lange ihre Räder im Fahrradladen stehen werden. Die Umrüstung muss also durch die Kundschaft selbst bzw. durch eine:n Fachhändler:in erfolgen. Voraussetzung sind kompatible Reifen und Laufräder, die genau zueinander passen. Sie tragen meist Zusätze wie „Tubeless-Ready“ im Namen und kosten wegen der nötigen geringeren Fertigungstoleranzen etwas mehr. Um ein altes Rad umzurüsten, reichen also mitunter nicht einfach neue Reifen. Wenn die vorhandenen Komponenten nicht Tubeless-Ready sind, dann müssten auch die Felgen bzw. der ganze Laufradsatz getauscht werden.
Das Umrüsten schreckt ab
Wer sich nicht gerade als Hobbyschrauber:in bezeichnet, schreckt vor der vermeintlich komplizierten Montage meist zurück (wer es versuchen möchte, findet hier eine bebilderte Anleitung). Die Umrüstung erfordert Sorgfalt und Geduld und es gibt leider keine Garantie, dass eine normale Standpumpe zum Aufpumpen reicht. Einige Kombinationen aus Reifen und Felge benötigen einen stärkeren Luftstrom aus einem Kompressor oder einem speziellen Druckbehälter wie dem „Tire Booster“ von Schwalbe (59,90 Euro). In der Werkstatt zahlt man für die Montage zwischen 25 und 30 Euro pro Laufrad je nach Arbeitsaufwand plus Material. Die Mehrkosten tragen sicherlich dazu bei, dass viele Alltagsradler:innen stattdessen einfach beim Schlauch bleiben. Ein anderer Punkt: Menschen, die sich nicht viel mit Fahrrädern beschäftigen und ihr Rad nur für gelegentliche Fahrten in der Stadt nutzen, haben vielleicht noch nie von Tubeless gehört und würden die Vorteile schlauchloser Reifen möglicherweise gar nicht bemerken. „Wer jedoch mit seinem Touren- oder E‑Bike gern längere Touren unternimmt, sollte Tubeless-Reifen in Betracht ziehen“, sagt Doris Klytta vom Reifenhersteller Schwalbe. Denn während die Umrüstung nur initial und die Wartung nur gelegentlich nötig ist, bleiben die Vorteile von Tubeless.
pressedienst-fahrrad | Annette Feldmann und Martin Dinse
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