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Mit dem E‑Bike auf der Seidenstraße – Teil 1
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Donnerstag, 30. August 2018

*** Bitte beachten Sie: Dieser Artikel ist zwei Jahre alt oder älter. Wir haben ihn nicht gelöscht, weil Inhalte wie Tipps, Hintergründe und Technisches noch immer gültig sind. Ansprechpartner, Produkte und Preise können sich aber zwischenzeitlich geändert haben. Für ein Update rufen Sie uns bitte an! ***

[pd‑f/tg] Am 5. Juli 2018 startete die Schweizerin Andrea Freiermuth zu einer großen Fahrradtour. Als weltweit erste Frau will sie mit einem E‑Bike von Zürich bis nach China fahren und setzt dabei auf ein „Upstreet 5“ des E‑Bike-Pioniers Flyer. Ein Jahr soll die Reise ungefähr dauern. Nach sieben Wochen und über 3.000 Kilometern stand in den letzten Tagen der erste größere Stopp in Istanbul an. Mit dem pressedienst-fahrrad sprach Andrea über ihre ersten Eindrücke und Erlebnisse auf der europäischen Teilstrecke ihrer Reise. Teil 1 einer geplanten dreiteiligen Kurzinterview-Reihe.

pd‑f: Hallo Andrea, das europäische Teilstück deiner Reise ist geschafft. Zeit für ein erstes kleines Resümee. Welche Erfahrungen konntest du bislang sammeln? Wie haben die Leute auf dich reagiert?

Andrea Freiermuth: „Das E‑Bike ist ein einfacher Türöffner. Man kommt verschwitzt und staubig in einem Ort an und wird gleich in ein Gespräch verwickelt. Das ist schön. Viele Leute an der Straße bemerken auf den ersten Blick gar nicht, dass ich mit einem Elektro-Velo unterwegs bin. Wenn sie es realisieren, wird mein Rad richtig bestaunt und ich muss unterschiedliche Fragen zu Reichweite und Technik beantworten. Das macht Spaß und zeigt mir die wachsende Bedeutung des E‑Bikes in der Mobilitätskette. Ich selbst bin vom E‑Bike-Fahren sehr angetan. Ich hatte von Zürich bis Istanbul einen Mitfahrer, der mit einem konventionellen Trekkingrad unterwegs war, dafür aber durchtrainierter und wesentlicher fitter ist als ich. Dank meiner Elektrounterstützung konnte ich problemlos mit ihm mithalten. Im Durchschnitt sind wir so täglich rund 80 Kilometer gefahren. Unsere Königsetappe in den italienischen Alpen führte über 102 Kilometer und 2.686 Höhenmeter. Weniger bergig, aber weiter war eine Etappe von rund 200 Kilometern in Bulgarien. Mit einem Tourenrad hätte ich das nie geschafft. Ich würde auch gar nicht die Reisegeschwindigkeit erhöhen wollen, obwohl es dank des Motors sicherlich machbar wäre. Aber dann bleiben die Erlebnisse mit Natur und Menschen auf der Strecke. Besonders lustig sind für mich die Begegnungen mit anderen Radfahrern. Im Spaß werde ich von den Radreisenden schon mal als Betrügerin bezeichnet. Ein junger Radfahrer aus Bern meinte zu mir: ‚E‑Bikes sind doch nur etwas für ältere Leute. Bei jüngeren wirkt das lächerlich‘. Ich bin mir jetzt nicht sicher: Bin ich alt oder lächerlich? Auf jeden Fall habe ich die Alpen auf wunderschönen Passrouten überquert, während der Jungspund sich für die einfache Variante durch das Tal entschied.“

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pd‑f: Wie macht das Material bislang mit? Was begeistert dich, wovon bist du enttäuscht?

Freiermuth: „Bisher blieb ich von Pannen und Defekten verschont. Der E‑Antrieb macht keine Probleme und ich bin zum ersten Mal mit einem Riemenantrieb unterwegs, der einwandfrei funktioniert. Zwar quietscht das Gummi manchmal, aber ich habe gelernt, dass ich den Riemen nicht zu schmieren brauche (lacht). Ein bisschen Bammel vor der Weiterreise habe ich aber schon. Ich kann nur Bremsbeläge wechseln und Reifen flicken. Für weitere Reparaturen habe ich einen Crash-Kurs bei Flyer erhalten. Das habe ich alles gefilmt und kann im Notfall auf meinem Laptop darauf zurückgreifen. Denn Fahrrad-Shops, die sich mit E‑Bikes auskennen, werden im weiteren Verlauf schwer zu finden sein. Bei größeren Defekten muss ich darauf hoffen, dass ich Ersatzteile zugeschickt bekomme. Enttäuscht an meinem Hightech-Pony hat mich bisher eigentlich nichts. Aber was ich persönlich optimieren würde, wäre die Navigation: Das Flyer lässt sich mit Komoot koppeln. Eigentlich super, aber das Display gibt dann leider nur Infos wie: ‚Pfeil rechts, 200 Meter‘. Ich orientiere mich aber gerne visuell und bevorzuge die Kartennavigation. Darum habe ich zusätzlich noch ein Navigationsgerät auf den Lenker gesteckt.“

pd‑f: Hattest du Probleme, an Strom für den Akku zu kommen?

Freiermuth: „Zu Beginn der Reise hatte ich schon meine Bedenken, gerade weil wir in der Schweiz ja eine eigene Steckernorm haben. Aber meine beiden Ladegeräte sind zweipolig, darum brauche ich sicher bis in den Iran nicht mal einen Adapter. Einzig mein Computer hat einen dreipoligen Stecker und benötigt überall einen entsprechenden Aufsatz. Gefehlt hat mir allerdings der blaue CEE-Stecker für das Aufladen auf Campingplätzen. Ich habe meine Akkus dann entweder bei einem Nachbarn oder an der Rezeption des Campingplatzes abgegeben. Bei der Planung der Tagesroute spielt die Reichweite eigentlich keine Rolle. Ich habe zwei Akkus mit je 600 Kilowattstunden dabei. Das reicht garantiert für mehr als 100 Kilometer und 2.000 Höhenmeter. Aber ich behalte den Akku-Stand schon immer im Auge und wähle den Unterstützungsmodus entsprechend. Meist aus Ehrgeiz, weil ich die Batterie im Verlauf des Tages nicht wechseln möchte, und so schaue, dass ich mit einer über die Runden komme. Ich musste übrigens tagsüber bloß einmal nachladen, bei unserer 200-Kilometer-Etappe. Das ließ sich aber super mit einer Dönerpause verbinden. Und einmal haben wir wild campiert und hatten folglich keine Steckdose in der Nähe. Das ist übrigens das Hauptproblem, warum sich das E‑Bike bei Weltreisen noch nicht durchgesetzt hat: Viele Langzeitreisende sind mit kleinem Budget unterwegs, können sich nicht regelmäßig eine Übernachtung mit Stromanschluss leisten und sehen das E‑Bike daher nicht als den optimalen Reisebegleiter. Ich habe auch überlegt, eine Solaranlage zum Aufladen mitzunehmen, aber ein bekannter E‑Bike-Reisender hat mir davon abgeraten. Ich bin gespannt, wie die Reise weiter geht und wie sich die Infrastruktur in den kommenden Ländern darstellen wird.“

Ausblick

Andrea startet aktuell zu ihrer zweiten großen Etappe über die Türkei, Armenien, den Iran und Turkmenistan nach Tadschikistan. Eine Reise, auf der sie mit Gefahren und Hindernissen rechnet. Im Iran arbeiten religiösen Kräfte an einem Radfahrverbot für Frauen. In Tadschikistan fielen im Juli vier Radreisende auf einer Passstraße einem vermeintlichen IS-Terroranschlag zum Opfer. Der pressedienst-fahrrad plant, das zweite Kurzinterview bei Andreas längerem Winterstopp in ca. vier Monaten in Tadschikistan zu führen. Über aktuelle Erlebnisse schreibt Andrea auf Ihrer Homepage www.shebikerider.ch

 

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