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Ein Kind mit einem Laufrad vor einem Mann mit einem historischen Laufrad aus Holz.

Zehn Meilensteine der Eurobike-Geschichte
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Mittwoch, 6. Juli 2022

Die Eurobike ist die Weltleitmesse der Fahrradbranche. Seit 30 Jahren präsentiert die Industrie hier ihre Neuheiten. Das Messegelände in Friedrichshafen am Bodensee war über viele Jahre der Geburtsort so mancher Fahrradtrends – einige davon floppten, viele andere prägen den Fahrradmarkt bis heute. Der pressedienst-fahrrad blickt anlässlich des Eurobike-Umzugs nach Frankfurt (13. bis 17. Juli) zurück auf ausgewählte Innovationen und Produkte aus 30 Jahren bewegter und bewegender Messegeschichte am Bodensee.

Wir haben unser Bildarchiv aktualisiert. Dabei wurden ältere Bilder entfernt – darunter das hier verlinkte. Melden Sie sich einfach für passende Motive zum Artikel: 0551–9003377‑0.
1) 1991: Der Startschuss

1991 startet die Eurobike in Friedrichshafen mit 268 Ausstellern – mit der klaren Ansage, zur Weltleitmesse der Branche werden zu wollen. Mit dabei: der neue Hamburger Hersteller Stevens, der am Bodensee erstmals seine Räder der Öffentlichkeit präsentiert. Für beide Partner sollten die nächsten drei Jahrzehnte ein Erfolg werden: Während die Eurobike in diesem Jahr mit dem Umzug nach Frankfurt auf über 140.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche wächst, gehört Stevens mittlerweile zu den größten Fahrradherstellern in Deutschland.

2) 1992: Der Carbon-Siegeszug beginnt

Das kleine Unternehmen Schmolke Carbon aus Konstanz stellt 1992 einen ersten Rennlenker komplett aus Carbon vor – ein wichtiger Schritt für den Siegeszug des kohlenstofffaserverstärkten Kunststoffes im Radsport. Spätestens als Lance Armstrong 1999 die Tour de France auf einem Carbon-Rennrad dominiert, ist allen klar: Das ist der Werkstoff der Zukunft im Fahrrad-Leichtbau. Heute ist Carbon als Rahmenmaterial im hochwertigen Segment nicht mehr wegzudenken. Bei Profi-Rennmaschinen, z. B. von Cannondale oder Lapierre, wird sogar bei kleinsten Teilen auf Carbon gesetzt. Selbst Trinkflaschenhalter gibt es aus Carbon, z. B. den „Fh12“ von Voxom. Gewicht: neun Gramm!

3) 2007: Es werde Licht!

Fahrradbeleuchtung war lange Zeit nur eine Randerscheinung. Die Funzeln am Rad sorgten für ein wenig Sichtbarkeit, ohne groß in den Vordergrund zu treten. Das ändert sich Mitte der 2000er-Jahre. LED-Beleuchtung hält am Fahrrad Einzug und bringt erstmals Licht in den Fahrradmarkt, das auf Augenhöhe mit dem Automobil ist. Der Meinerzhagener Spezialist Busch & Müller präsentiert 2007 seine Technologie „IQ Tec“. Dabei handelt es sich um LED-Scheinwerfer, die eine Beleuchtungsstärke bis 40 Lux aufweisen. Heute gibt es bereits LEDs, die mehr als 100 Lux schaffen und so für ein sicheres Sehen und Gesehenwerden im Straßenverkehr sorgen.

4) 2009: Der Riemenantrieb rollt los

„Unchain your Bike“ – mit diesem Slogan wirbt der Fahrradriemenhersteller Gates mittlerweile seit mehr als zehn Jahren. Die Anfänge der Kettenalternative waren jedoch schwierig. Meist wurden die Antriebe an Singlespeed-Rädern auf kleineren Messen für Fahrrad-Nerds gezeigt. Große Aufmerksamkeit bekommt der Riemenantrieb 2009 auf der Eurobike, als die Firma Tout Terrain ihn an ihrem Stadtrad „Metropolitan“ verbaut – und damit den Eurobike-Award gewinnt. Mit dem sauberen Alltagsrad wird eine neue Nutzungsgruppe erobert. Mittlerweile hat sich der Riemen am Alltagsrad genauso durchgesetzt wie im Reiseradbereich, an E‑Bikes oder auch an Kinderrädern. Der britische Kinderradhersteller Early Rider hat für sein innovatives „Belter“ – ein Kinderrad mit Riemenantrieb – 2012 ebenfalls einen Eurobike-Award gewonnen.

5) 2010: Die Automobilzulieferer kommen

Was will Bosch auf der Eurobike? Diese Fragen stellen sich die Besucher:innen im Jahr 2010. Der weltbekannte Automobilzulieferer ist damals ein eher ungewöhnlicher Gast – heute ist Bosch ein fester Teil der Fahrradbranche und Marktführer bei E‑Bike-Motoren. Andere Unternehmen aus der Autobranche folgen mit der Zeit dem Beispiel. Brose, ZF oder Mahle sind nur einige Beispiele von deutschen Automobilzulieferern, die das Thema E‑Bike als ein neues Geschäftsfeld entdecken und die Eurobike als Plattform nutzen.

6) 2011: Das E‑MTB sorgt erstmals für Aufsehen

2011 überrascht das Schweinfurter Unternehmen Haibike mit einem motorisierten Mountainbike. Das Besondere dabei: Um eine bessere Bodenfreiheit zu erlangen, hat das Entwicklungsteam den Motor in das Rahmeninnere gedreht. Das „eQ xDuro FS“ von Haibike gewinnt den Eurobike-Award. Die Jury bezeichnet das Bike als „die Geburtsstunde eines neuen Archetyps“. Das Thema ist gesetzt. Mittlerweile ist der E‑MTB-Boom ungebrochen. 2021 wurden in Deutschland fast fünfmal mehr Mountainbikes mit Motor verkauft als ohne.

7) 2011: Die Elektrifizierung des Cargobikes

Lastenräder mit E‑Motor? Was heute selbstverständlich ist, ist 2011 noch eine Innovation. E‑Bike-Pionier Flyer gewinnt damals den Eurobike-Award mit dem „Flyer Cargo“. Das E‑Bike ermöglicht die Aufnahme von Körben und Taschen bei einem zulässigen Gesamtgewicht von 160 Kilogramm. „Wenn es schwer wird, schaltet man einfach den Motor an“, urteilt die Award-Jury. Dieser einfache Vorgang macht Lastenräder heute zu einem wesentlichen Baustein der Verkehrswende. Die Räder prägen das Straßenbild vieler deutscher Großstädte. Während der 2022er-Auflage in Frankfurt erhält das Thema Transportrad sogar eine eigene Ausstellungsfläche.

8) 2013: Eurobike wird politisch

Der Besuch der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel bei der Eurobike 2013 ist eines der Highlights der Messegeschichte. Die Regierungschefin besucht als eine von wenigen namhaften Bundespolitiker:innen überhaupt die Messe in Friedrichshafen. Was als ein Zeichen für den wachsenden Stellenwert des Fahrrads in der Gesellschaft interpretiert wird, bleibt jedoch lange Zeit eine Ausnahme. Dabei setzen die Macher:innen der Eurobike nicht nur in diesem Jahr verstärkt auf die politischen Akteur:innen: In Frankfurt sollen die Themen Gesellschaft und Politik noch wichtigere Säulen der Messe werden. Bundesverkehrsminister Volker Wissing wird die Messe 2022 besuchen, im nächsten Jahr kooperiert die Eurobike mit dem Nationalen Radverkehrskongress.

9) 2015: Mehr Nachhaltigkeit wagen

Das Fahrrad ist ein nachhaltiges Verkehrsmittel – und das soll auch die Produktion mit einbeziehen. Deshalb zeichnet die Eurobike über Jahre nachhaltige Produkte und Produktionsverfahren mit dem Eurobike-Green-Award aus. 2015 sichert sich der Reifenhersteller Schwalbe die renommierte Auszeichnung für ein Verfahren zum Schlauch-Recycling. Alte Fahrradschläuche werden dabei in ihre chemischen Einzelteile zerlegt und anschließend die Inhalte in neuen Schläuchen wiederverwertet. Auf der diesjährigen Messe wird das Unternehmen ein Verfahren zum Recycling von alten Fahrradreifen präsentieren.

10) 2018: Der Blinker für das Fahrrad

„Wing Bling“ heißt die Erfindung, die Liegeradhersteller HP Velotechnik 2018 präsentiert. Dabei handelt es sich um einen Blinker für Fahrräder. Laut Straßenverkehrszulassungsordnung ist dieser eigentlich verboten. An dreirädrigen Liegerädern, wie sie die Manufaktur aus Kriftel herstellt, allerdings verpflichtend – zumindest, wenn es sich um ein S-Pedelec handelt. Die Fahrzeuge fallen unter die Regelung von Kleinkrafträdern. 2018 hatte die EU die Typisierung der sogenannten LEVs (Light Electric Vehicles) neu vorgenommen, was auch S‑Pedelecs betraf. Die betroffenen Hersteller mussten kurzfristig reagieren und neue Produkte kreieren, damit die Räder weiterhin verkauft werden durften.

Ausblick: Über die Fahrradtrends 2023 informieren wir Sie ab Dienstag, 12.07.2022 auf www.pd‑f.de/faktenblatt sowie per Mail.

pressedienst-fahrrad | Thomas Geisler

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