Pendeln 2.0: Mit Fahrrad und ÖPNV ins Büro
Donnerstag, 19. Oktober 2017
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- Anreize für mehr Faltradnutzung schaffen
- Ohne hochwertige Abstellanlagen geht es nicht
- Familien brauchen besonderes Augenmerk
- Ideen auch in ländlichen Regionen gefragt
Die Anzahl der Pendler in Deutschland steigt seit Jahren. Doch gerade in den Metropolen soll die Zeit des Autos sich langsam dem Ende entgegen neigen; Alternativen wie der ÖPNV und das Fahrrad werden wichtiger. Der pressedienst-fahrrad zeigt positive Projekte, die diese Kombination fördern und woran es noch hakt.
Intermodalität: Faltrad und Bahn
Wie Intermodalität, also die Mitnahme des Fahrrads im ÖPNV, funktionieren kann, zeigt aktuell die Rheinbahn in Düsseldorf in Zusammenarbeit mit dem englischen Faltradanbieter Brompton. Noch bis Ende Oktober bekommen Bahnkunden ein Brompton-Faltrad zum Vorteilspreis – ein Jahresabo der Rheinbahn vorausgesetzt. Im zusammengeklappten Zustand gelten Falträder als Gepäckstück und dürfen somit immer kostenfrei transportiert werden. „Die Kooperation ist ein toller Auftakt. Das Brompton ist der ideale Mobilitätslückenschließer. Weitere Aktionen sind in Planung“, verrät Chantal Kleine, Marketingleiterin der Rheinbahn. Die Zusammenarbeit läuft bereits seit Sommer erfolgreich. „Mit der Aktion erreicht die Rheinbahn jeden vierten Düsseldorfer. Eine Kooperation mit einer potenziellen Reichweite von knapp über einer Million Menschen in einer Metropolregion – das ist selbst für Brompton neu“, freut sich Henning Voss vom Brompton-Deutschland-Importeur Voss-Spezialrad.
Kein Anspruch auf Radmitnahme gegeben
Will man in den Pendlermetropolen wie München, Frankfurt, Hamburg oder Berlin sein „normales“ Rad mitnehmen, steht zunächst ein Studium der Beförderungsbedingungen an. Ein Anspruch auf Fahrradmitnahme besteht nämlich nicht. In Hamburg, Hannover und München ist die Radmitnahme zur Hauptpendlerzeit in der S‑Bahn gar ganz verboten. Auch in U‑Bahnen, Straßenbahnen oder Bussen deutschlandweit ist das Fahrrad oft nicht gerne gesehen. Konfrontiert mit dem Sachverhalt reagiert Isabel Heins von der Berliner BVG mit Galgenhumor: „Beim Abstellen des Rades ist die Unbequemlichkeit des Mitnehmens nicht gegeben.“ Heißt also: Bevor man sich mit einem Rad in eine vollgestopfte Bahn quetscht, soll man es lieber am Bahnhof anschließen.
Multimodalität: Fahrrad sicher abstellen
Dafür bedarf es allerdings hochwertiger Fahrradabstellanlagen. Diese sind nur spärlich zu finden, aber für ein sogenanntes multimodales „Bike & Ride“-Angebot unerlässlich. Stadtmöblierer WSM hat diverse Abstelllösungen im Angebot und rüstet immer mehr Kommunen mit attraktiven, sicheren Anlagen aus. So wurden z. B. in Iserlohn den Bahnkunden 72 Fahrradboxen zur Verfügung gestellt. Das Fahrrad wartet am Stadtbahnhof vor Witterungsbedingungen, Diebstahl und Vandalismus geschützt auf die abendliche Tour. Firmen können zudem eine modulare Radstation „Bike & Business“ nutzen, wie sie WSM anbietet. „Das Modell bietet den Mitarbeitern sicheres und platzsparendes Radparken bei jeder Witterung. Die Station ist beweglich, beliebig erweiterbar um Duschen, Umkleiden, Serviceplätze und selbst Akku-Lade-Einrichtungen können integriert werden,“ so Andreas Hombach, Vertriebsleiter Fahrradparksysteme bei WSM.
Pendlerfamilien
An junge Familien, die oft auf die Anschaffung eines Autos verzichten, stellt das Pendeln noch weitere logistische und infrastrukturelle Herausforderungen. Viele Bahnhöfe sind nicht barrierefrei gestaltet und darum mit einem Kinderanhänger nur schwer zu erreichen. „Eine Kinderbetreuung am Wohnort zu wählen ist viel komfortabler als mit dem Nachwuchs zu pendeln,“ weiß Hanna Gehlen vom Experten für Familienmobilität Croozer. „Will der pendelnde Elternteil nicht aufs Rad verzichten, ist ein Kinderanhänger die Lösung. Mit unserer Universalkupplung ‚Click & Crooz‘ ist schnelles An- und Abkoppeln bei fast allen Rädern möglich – der Anhänger wird einfach an der Kita geparkt. Unsere neuen, optimierten Stoßfänger machen das Anschließen einfacher.“
Ländliches Pendeln
Pendeln per Fahrrad und ÖPNV: ein rein (sub)urbanes Phänomen? Nein, sagt man bei Vaude aus dem ländlichen Tettnang-Obereisenbach, nahe dem Bodensee. Betriebliches Mobilitätsmanagement wird beim Bikewear-Ausrüster großgeschrieben. „Die Anzahl der Mitarbeiter, die mit dem Rad kommen, wächst, und das trotz eines durchschnittlichen Anfahrtsweges von 14 Kilometern in einer hügeligen Region“, so Hilke Patzwall, CSR-Managerin bei Vaude. Der Arbeitgeber stellt seinen Mitarbeitern dafür eine attraktive Infrastruktur zur Verfügung, die eine Entscheidung zum Radpendeln erleichtert: Sicheres, trockenes Fahrradparken, Duschen, Umkleiden, Leih-E-Bikes und Fahrrad-Leasing über den Arbeitgeber. Auf Initiative des Unternehmens und mit Unterstützung des Landkreises Bodensee sowie eines örtlichen Busunternehmers wurde gar eine Berufspendlerverbindung eingerichtet.
Fazit
Die Vorteile der Verbindung aus ÖPNV und Fahrrad als Mobilitätsalternative zum Auto sind ersichtlich. Bessere Gesundheit, Stressreduktion, Komfort und Zeitersparnis sind wichtige Argumente. Gerade junge Leute möchten mehr Lebensfreude und Lebensqualität. Dafür müssen allerdings noch an vielen Stellen deutliche Verbesserungen eintreten. Sowohl hochwertige Abstellanlagen als auch verbesserte Mitnahmemöglichkeiten sind weiter zu fördern. Es braucht Anreize, damit sich mehr Menschen für einen Umstieg entscheiden. Auch S‑Pedelecs, die bis 45 km/h unterstützen, können eine Alternative sein. In der Schweiz soll bereits jedes vierte verkaufte E‑Bike der schnellen Gattung angehören. „Die Kombination von S-Pedelec und öffentlichen Verkehrsmitteln kann ja auch heißen: Bei gutem Wetter nutze ich mein S‑Pedelec. Wenn es regnet, nehme ich die Bahn. Viele unserer Kunden wählen diese Variante für ihren Arbeitsweg“, berichtet Anja Knaus vom E‑Bike-Spezialisten Flyer. Übrigens: Da S‑Pedelecs als Kleinkrafträder gelten, dürfen sie nicht im ÖPNV transportiert werden.
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