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Der Weg zur Fahrradstadt
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Donnerstag, 12. April 2018

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Für eine erfolgreiche Verkehrswende braucht es mehr Radverkehr. Doch werden bei der Verkehrsplanung die Radfahrer noch immer vergessen, sinnvolle Infrastrukturmaßnahmen verlaufen im Sand oder scheitern an der Finanzierung. Doch der Weg zur fahrradfreundlichen Stadt ist möglich, wie der pressedienst-fahrrad zeigt. Manchmal ist es sogar sinnvoll, etwas praktischer zu gestalten.

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[pd‑f/tg] Für mehr Radverkehr braucht es nicht viel: Ein Anfang sind schnelle, direkte, querungsfreie und sichere Radverbindungen mit Ampelschaltungen, die auf die Geschwindigkeiten von Radfahrern abgestimmt sind. Als Krönung gibt es gar kleine Erhöhungen an den Ampeln, damit man beim Warten bequemer steht sowie Mülleimer, die in Fahrtrichtung des Radfahrers gekippt sind. Das gibt es nicht? In Kopenhagen ist das Realität. Die dänische Hauptstadt gilt als ein Vorbild in Sachen Radverkehr und zeigt: Es funktioniert, wenn man möchte. „Eine Verkehrswende brauch eine alltagstaugliche Infrastruktur mit attraktiven, leistungsfähigen und sicheren Fahrradwegen sowie modernen Abstellanlagen“, erklärt Andreas Hombach von WSM, einem Hersteller für Fahrradparksysteme. Zusammen mit dem Stadtentwickler Heiner Monheim veröffentlicht das Unternehmen dieser Tage ein E‑Book zur Fahrradnutzung in Deutschland. Monheim bringt es darin auf dem Punkt: „Mit Ramschprodukten, Pseudo-Radwegen und billigem Jakob kann man den Radverkehr nicht mehr abspeisen.“

Praktische und sichere Abstellanlagen schaffen

Das schließt auch das Fahrradabstellen mit ein. Vielerorts werden noch Ampeln oder Verkehrsschilder genutzt, um das Rad sicher anzuschließen. „Ein Problem, mit dem wir seit Jahren zu kämpfen haben. Ein Hauptkriterium für eine flächendeckende Fahrradnutzung ist jedoch der schnelle Zugriff auf das Fahrrad durch eine sichere Abstellmöglichkeit“, erklärt Hombach. Wer sein Fahrrad erst über Kellertreppen tragen muss oder zwischen rostenden Fahrradleichen keinen Platz zum Anschließen findet, der verliert schnell die Lust am Radfahren und greift lieber wieder zum Autoschlüssel. „Anlehnbügel sind unter Radfahrern sehr beliebt. Einfach das Fahrrad abstellen und anschließen. Diese Lösungen sind weitaus sicherer als die gegenwärtig oft verbauten Felgenklemmer. Diese können das Rad sogar schon bei einem Windstoß oder Anrempler schädigen“, so Hombach. Zusätzlich ist eine Überdachung der Anlage wichtig, sodass die Räder nicht der Witterung ausgesetzt sind.

Dabei geht es jedoch nicht nur um gut erreichbare Abstellmöglichkeiten vor der Haustür. Auch Geschäftsleute sollten sich intensiver mit dem Thema befassen.Mit dem Rad direkt vor die Ladentüre fahren zu können anstelle einer aufwendigen Parkplatzsuche, kann durchaus ein Kriterium bei der Auswahl für ein Geschäft oder Restaurant sein. Lastenräder sollten dabei ebenfalls nicht aus den Augen verloren werden. Rund vier dieser Gefährte passen auf einen herkömmlichen Autoparkplatz. Das entlastet die oft angespannte Parksituation in überfüllten Innenstädten. „Für die Verkehrswende sind E‑Cargo-Bikes besonders wichtig, da mit ihnen nicht nur die Kinder in den Kindergarten oder die Schule gebracht werden können, sondern auch direkt der Einkauf erledigt werden kann“, beschreibt Heiko Müller von Riese & Müller die Vorteile. Sharing-Modelle, bei denen Lastenräder von mehreren Leuten genutzt werden, nehmen deutschlandweit an Fahrt auf, manche Kommunen bieten gar Fördergelder für den privaten Kauf. Für Gewerbetreibende gibt es unter gewissen Voraussetzungen auch Bundesfördermittel.

Bessere Infrastruktur auch für Familienmobilität

Breitere Fahrzeuge brauchen jedoch auch eine Anpassung bei der Infrastruktur. „Wir müssen leider oft feststellen, dass auf Radwegen, speziell vor Kindergärten oder Spielplätzen, Tempobremsen in Form von Schikanen verbaut sind. Das ist zwar gut gemeint, doch oft sind die Schikanen so eng, dass man mit einem Kinderanhänger nicht durchpasst“, sagt Hanna Gehlen vom Anhängerspezialisten Croozer. Eltern, die sich bewusst gegen das Elterntaxi entschieden haben, sind somit gezwungen, einen Umweg zu fahren – und das wiederum wirke sich negativ auf die Radfahrlust aus. Deshalb sollten Eltern oder Betroffene sich direkt an die Verantwortlichen richten, solche Verkehrshindernisse im Sinne praktischer Familienmobilität zu gestalten.

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Alltagsservice für Radfahrer einfach gestalten

Doch eine Verkehrswende funktioniert nicht ohne passenden Service. Damit die Luft nicht ausgeht, steht bei manchem Fahrradhändler eine kostenlose Luftpumpe zur Verfügung. „Das ist eine sinnvolle Maßnahme, die wenig kostet. Es könnten deshalb auch an wichtigen innerstädtischen Plätzen wie Rathäusern oder Sehenswürdigkeiten kostenlose Luftpumpen installiert werden“, würde sich Mareen Werner von Sport Import über weitere derartige Maßnahmen freuen. Und wenn es der Reifen gar nicht mehr tut, kann an einem Schlauchautomaten ein passender Ersatzschlauch gezogen werden. Die Automaten sind oft recycelte Zigarettenautomaten und haben jeden Tag 24 Stunden geöffnet. Sie befinden sich meist an der Fassade eines Fahrradhändlers, der auch für Befüllung und Wartung verantwortlich ist. Reifenspezialist Schwalbe hat mittlerweile rund 1.280 der Automaten über seine Fachhandelspartner deutschlandweit im Einsatz. „Kommunen und touristische Einrichtungen können diesen zusätzlichen Service aber ebenfalls nutzen, indem sie auf die Standorte z. B. in Radfahrkarten hinweisen. Auswärtige Fahrradfahrer wissen diesen Zusatzservice zu schätzen“, weiß Doris Klytta von Schwalbe.

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Radfahrstädte können zusätzlich noch als Verbesserung der Radinfrastruktur sogenannte Selbstreparatur-Fahrradstationen installieren. Diese verfügen neben einer Luftpumpe auch über wichtige Werkzeuge für alltägliche Reparaturen. Werkzeugspezialist Unior hat hier ein säulenförmiges Modell namens „Selbst-Reparatur-Fahrradstation“ im Angebot, an dem die Werkzeuge per Drahtseil befestigt sind, damit ein Diebstahl erschwert wird. „Die Station ist fest im Boden verschraubt und verfügt zusätzlich über eine Möglichkeit, das Fahrrad während der Reparatur aufzuhängen“, erläutert Daniel Gareus von Cosmic Sports das Prinzip. Doch sowohl für die Radstation als auch für die Parkinfrastruktur gilt: Für das Sauberhalten sind die Radfahrer selbst verantwortlich. Wenn alte Fahrräder einfach überall stehen gelassen werden und man nicht aufeinander Rücksicht nimmt, hilft auch die beste Infrastruktur nichts.

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