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Kommentar: Wer ohne Tuning fährt, werfe den ersten Stein
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Freitag, 14. September 2018

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Das elektrifizierte Mountainbike gewinnt an Marktrelevanz und ist eins der anhaltenden Trendthemen der Radbranche. Doch auch im siebten Jahr seiner rasanten Verbreitung ist es noch nicht Normalität, sondern immer wieder Anlass zu Stress in der Szene. Ganz großer Blödsinn, findet H. David Koßmann, Redakteur beim pressedienst-fahrrad. Ein Kommentar.

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E‑Mountainbiker sind „faule Säcke“, liest man hier, „sobald ein Rad einen Motor hat, hat’s im Wald nichts verloren“, hört man dort. Spätestens bei „Wer sich den Berg nicht aus eigener Kraft verdient hat, …“ wird die Argumentation eklig elitär.

Mich verwundert und verwirrt die emotionale Ladung, die das Thema freisetzt. Ich bin regelmäßig erschrocken von der hasserfüllten Ablehnung, die sich in Kommentaren oder Foreneinträgen bahnbricht. Wie zur Hölle ist ein solches Schwarzweißdenken plötzlich so konsensfähig geworden? Ich erkenne bestürzende Parallelen zu den finsteren Abgründen, die sich bezüglich ganz anderer Themen derzeit auftun: Es werden Fronten aufgemacht, es wird auf Unterschiede abgehoben, diffuse Ängste werden geschürt. Menschen werden plötzlich zu Hütern der „Wahren Lehre“ …

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Dabei wollen wir alle doch dasselbe: Spaß auf dem Rad am Berg und im Wald?!

Diese Brandreden gegen das Neue sind ebenso vorhersagbar wie retrospektiv lächerlich. Wattbürgerparolen nenn ich sowas. Fast jede technische Neuerung am Rad wurde glühend verteufelt – und irgendwann normal. Weshalb sollte der Motor plötzlich eine heilige Grenze markieren, während andere Tuning-Entwicklungen freudvoll umarmt werden? Warum braucht es dieses Feindbild – noch dazu unter Geschwistern im Geiste? Woher kommen diese Bauchschmerzen? Es wird doch niemandem etwas weggenommen! Besonders wurmt mich dabei die Ignoranz: Viele der Hater haben selbst noch nicht auf einem E‑Mountainbike gesessen und erfahren, wie man sich damit bewegt. Manche kennen sogar nicht einmal das Prinzip Pedelec und denken, E‑Bikes wären Motorräder mit Gasgriff.

Förstern, Umweltverbänden und Wanderern ist es komplett wurscht, ob wir mit oder ohne Motor unterwegs sind. Die unqualifizierte Ablehnung, die uns von dort entgegenschlägt, ist die gleiche. Ein E‑MTB macht auch nicht mehr Wald per se kaputt als ein normales Bike. Denen ist wichtig, dass wir uns nicht wie die Axt im Walde benehmen – und das sollte es uns auch sein, nicht?

Es gibt übrigens Beispiele, wo Biker mit und ohne Extra-Watt völlig cool miteinander unterwegs sind.

Wollen wir uns also bitte mal darauf besinnen, was wir gemeinsam haben und darauf konzentrieren, unsere Anliegen zu bündeln? Wir sind Viele und wir werden mehr. Manche von uns nutzen gern Federung, manche verzichten gern auf Schaltung, manche feiern ihre Höhenmeter, manche setzen sich lieber in den Lift, andere verbrennen gern richtig Energie, um an noch epischeren Orten noch geiler zu Biken.

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Mountainbiken war gesellschaftlich noch nie ganz einfach. Natürlich bringt unsere wachsende Zahl mancherorts Probleme mit sich. Aber denen kann man begegnen, daran sind auch Touristiker und örtliche Stellen interessiert – und wenn nicht, haben wir alle eine echt wichtige Aufgabe, die ein bisschen Hirnschmalz und Energie viel besser vertragen kann.

Notiz: Mit E‑MTB meine ich handelsübliche Gelände-Pedelecs, die bei 25 km/h abregeln und nur bergauf wirklich schneller sind als MTBs. Hier ist nicht die Rede von E‑Cross-Mopeds, getunten E‑Bikes oder Egoistenkisten, die 80 fahren und mit vier Kilowatt den Wald umgraben.

H. David Koßmann | pressedienst-fahrrad

 

 

 

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