Kommentar: Die „Wahnweste“ für Radfahrer
Mittwoch, 21. Januar 2015
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[pd‑f] In einer Pressemitteilung vom 14.01.2015 forderte der Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft Berlin, Bodo Pfalzgraf, eine Warnwestenpflicht für Radfahrer bei Fahrten in der Dämmerung. In der Intention löblich, in der Analyse lückenhaft, in der Argumentation fehlerhaft und in der Formulierung tendenziös, meint der pressedienst-fahrrad.
Heiko Truppel, Redakteur: Abrüstung statt Aufrüstung
„Um Missverständnissen gleich vorzubeugen: Das Anlegen einer Warnweste beim Radfahren ist in vielen Fällen durchaus sinnvoll. Nichtsdestotrotz folgt die Forderung nach einer Warnwestenpflicht für Radfahrer einer gestrigen Rüstungslogik, die stets gegenteilige Wirkung hatte: Mehr Straßen sorgen nicht für Entlastung, sondern für mehr Verkehr. Mehr Waffen bringen keinen Frieden, sondern mehr Gewalt. Wir sollten im Verkehr ab- und nicht aufrüsten! Statt Radler – die öfter Opfer als Täter bei schweren Unfällen sind – zur Weste zu zwingen, sollte man Autofahrer zur Mäßigung anleiten: Tempo 30 in der Stadt und 0,0 Promille … das ist zunächst einmal unpopulär, aber mit und zur Sicherheit effektiver. Übrigens sind das keine Phantasien velophiler Utopisten. Das macht die schnellste Stadt der Welt vor – New York: ‚Indem wir New Yorks Fahrer dazu bringen, langsamer zu fahren, werden wir Unfälle verhindern, die New Yorker vor Verletzungen schützen und Leben retten‘, heißt es in einer Erklärung der dortigen Verkehrsbehörde auf Spiegel Online. Statt ein neues Bürokratiemonster zu schaffen, wird dort der bestehende Mechanismus Tempolimit einfach, sinnvoll und zielführend justiert.“
H. David Koßmann, Redakteur: Radfahren muss attraktiv bleiben
Arne Bischoff, Service-Manager beim pd‑f: Es werde Licht!
„Richtigerweise stellt Bodo Pfalzgraf fest, dass zu viele Radfahrer im Dunkeln ohne Licht unterwegs sind. Daraus lässt sich aber erst einmal folgern, dass diese Radfahrer mit vorhandener und intakter Lichtanlage sicherer unterwegs wären. Ein Gleichklang aus besserer Aufklärung und intensiveren Kontrollen erhöht die Lichtquote beim Radfahrer, wie Studien aus Münster zeigen. Eine Warnwestenpflicht wird von den schwarzen Schafen, also den dunklen, weil lichtlosen Radfahrern, höchstwahrscheinlich in gleichem Maße ignoriert, wie dies jetzt bereits bei der Beleuchtungspflicht der Fall ist. Wenn der Polizei das Personal für Lichtkontrollen fehlt, dann gilt dies auch für Warnwesten-Verwarnungen.“
Gunnar Fehlau, Leiter pd‑f: Opferschutz statt Uniform
Externe Verlinkungen aus dem Presseartikel im Direktlink:
Die Pressemeldung: http://www.dpolg-berlin.de/presse/150114_warnwesten_radfahrer.pdf
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