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Fahrrad und Ökologie: Schlaglichter aus der Branche
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Donnerstag, 18. Juni 2015

*** Bitte beachten Sie: Dieser Artikel ist zwei Jahre alt oder älter. Wir haben ihn nicht gelöscht, weil Inhalte wie Tipps, Hintergründe und Technisches noch immer gültig sind. Ansprechpartner, Produkte und Preise können sich aber zwischenzeitlich geändert haben. Für ein Update rufen Sie uns bitte an! ***

Wenn man nicht gerade zu Fuß geht, ist Fahrradfahren die ökologischste Art der Fortbewegung. Doch für die Herstellung von Fahrrädern und Zubehör werden unweigerlich Ressourcen und Energie verbraucht sowie bisweilen Schadstoffe freigesetzt. Einige Produzenten stellen sich dieser Verantwortung ganz bewusst und auch offensiv in der Öffentlichkeit. „Gut oder giftig?“, „sauber oder schmutzig?“ … die Sachlage ist leider nicht so einfach, sondern sehr komplex. Das zeigen die vom pressedienst-fahrrad recherchierten Beispiele.

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[pd‑f/ht] Fahrradfahren hält nicht nur fit, sondern ist ein buchstäblich aktiver Beitrag zum Umweltschutz. Die Branche hat ein grünes Gen, und so setzen manche Produkte klar erkennbare Zeichen. Der „Becoz“ von Selle Royal (59,90 Euro) etwa unterscheidet sich sogar sichtbar von anderen Fahrradsätteln. Organisches Material ersetzt hier nämlich die üblichen erdölbasierten Kunststoffe; selbst die Gel-Einlage besteht zum Teil aus Kork.

Oft sieht man den Produkten allerdings gar nicht an, dass bei ihnen Wert auf Umweltverträglichkeit gelegt wird. Der Ausrüster Vaude beispielsweise gilt auf diesem Gebiet als ein Vorreiter der gesamten Outdoor-Branche und orientiert sich dabei an ökologischen wie an sozialen Kriterien. Von der größtmöglichen Vermeidung von Schadstoffen über eine klimaneutrale Produktion am

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deutschen Firmenstandort erstreckt sich das bis hin zu fairen Arbeitsbedingungen in den weltweiten Produktionsbetrieben. Da gängige Bewertungssysteme oft keine umfassende Beurteilung des Produkts und seines Herstellungsprozesses zulassen, hat Vaude mit „Green Shape“ sogar ein eigenes Label geschaffen, das auf anerkannten Standards wie dem „Bluesign“-Zertifikat basiert, aber noch weit mehr umfasst. Das Ergebnis sind trotzdem hochtechnische Erzeugnisse, die gegen Wind und Wetter genauso gewappnet sind wie für den Konkurrenzkampf am Markt – preislich, optisch und vor allem funktionell.

Der Zweck steht an vorderster Stelle

Ökologische Produkte wie die genannten Beispiele müssen kein Kompromiss sein, sondern können mit konventionell hergestellten mehr als mithalten. Sie müssen es sogar, denn wenn sie ihre Funktion nicht erfüllen, war die ganze Übung umsonst – „eine Verschwendung von Zeit und Ressourcen“, wie Lars Hellsten von Pedro’s deutlich formuliert. Zudem habe man lernen müssen, dass selbst umweltfreundliche Produkte schädlich für den Menschen sein können, gesteht Hellsten ein. Der Schmiermittel- und Werkzeughersteller setzt daher auf einen Dreiklang, bei dem Umweltverträglichkeit nicht zulasten von Leistungsfähigkeit und Gesundheitsaspekten erkauft werden darf.

Gut gemacht ist immer richtig

So lobenswert der Verzicht auf vordergründig unökologische Materialien ist: Er ist keine notwendige Bedingung für die Nachhaltigkeit eines Produkts. Die Firma Ortlieb etwa, die ihre wasserdichten Fahrradtaschen zugunsten kurzer Transportwege und effizienter Qualitätssicherung komplett am fränkischen Firmenstandort fertigt, legt dabei höchstes Augenmerk auf Langlebigkeit. Das bedeutet in manchen Produktlinien, lieber verantwortungsvoll robuste Kunststoffe einzusetzen als weniger funktionelle und nicht zwangsläufig umweltfreundlicher erzeugte Naturmaterialien. Ersatzteile bleiben mindestens zehn Jahre nach Auslauf eines Artikels auf Lager, der hauseigene Reparaturservice rüstet zudem ältere Produkte auf aktuelle Technik um. „Nach 20 Jahren Einsatz zum ersten Mal zur Reparatur? Auch das erleben wir“, erklärt Pressesprecherin Christina Halasz nicht ohne Stolz.

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Ein umstrittener Werkstoff ist auch Carbon – vor allem wegen vermeintlich fehlender Recyclingmöglichkeiten. Doch ganz abgesehen von den darüber kursierenden Halbwahrheiten sollte man sich der Größenordnung bewusst sein: „Mit dem Carbon, das in einem einzigen Verkehrsflugzeug wie dem Airbus A380 oder dem Boeing ‚Dreamlinerʻ verbaut wird, könnte man zehntausende von Fahrradrahmen herstellen“, erklärt Felix Puello, Leiter des Produktmanagements bei Haibike. Während andere Industrien den Einsatz von Carbon mit dem Verweis auf Treibstoffeinsparungen sogar als Beitrag zum Umweltschutz deklarieren, lässt sich in der Fahrradbranche wahrscheinlich viel mehr durch eine nachhaltige Produktionsweise gewinnen.

Technik mit der Natur in Einklang bringen

Leuchtendes Beispiel für den verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen ist die Firma Chris King. Deren Werk in Portland bildet ein geschlossenes System, in dem verwendete Schmiermittel, Brauchwasser und Produktionsabfälle gesammelt, aufbereitet und wiederverwendet werden. Die bestmögliche Ausnutzung von Tageslicht ersetzt künstliche Beleuchtung, geheizt wird mit Abwärme aus der Produktion. Gleichzeitig wird neben einem geringen Gewicht der Produkte Wert auf höchste Qualität gelegt. Das hat seinen Preis – der allerdings auch bezahlt wird, schließlich genießt die Lebensdauer der Steuerlager und Naben einen legendären Ruf.

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Ganz ähnlich hat Flyer im Jahr 2009 den Umzug an einen neuen Standort für eine umweltfreundliche Ausrichtung der Produktion genutzt. Das Werksgebäude entspricht dem strengen Schweizer Passivhaus-Standard „Minergie‑P“ und wird über eine Erdsonden-Wärmepumpe geheizt bzw. im Sommer gekühlt. Es geht jedoch nicht nur in die Tiefe, eine wahre Energie- und Ressourcenquelle ist nämlich das Dach: Der hier gesammelte Regen deckt mehr als die Hälfte des gesamten Wasserverbrauchs. Für warmes Wasser sorgen Sonnenkollektoren, die es auf bis zu 150 Grad erhitzen, so dass es, bevor es genutzt werden kann, mit kaltem Wasser gemischt wird. Zudem erzeugt eine über 900 Quadratmeter große Photovoltaik-Anlage jährlich einen Energieüberschuss, der für rund eine halbe Million Kilometer auf dem E‑Bike reicht.

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Eine Frage der Perspektive

Der Pedelec-Pionier aus der Schweiz symbolisiert damit gleichzeitig, wie sehr es von der Betrachtungsweise abhängt, was gut für die Umwelt ist. Mit dem E‑Bike verbraucht jetzt zwar auch das Fahrrad künstlich erzeugte Energie, wenn dadurch jedoch das Auto häufiger stehenbleibt, fällt die Öko-Bilanz – ganz abgesehen davon, dass der Strom aus regenerativen Quellen stammen kann – in jedem Fall positiv aus. Übrigens geht es auch andersherum: Der Scheinwerfer „Luxos“ von Busch & Müller (mit USB-Lademöglichkeit 189 Euro) verwandelt nebenher Muskelkraft in Energie für alle möglichen Geräte und spart damit nicht nur „schmutzigen“ Strom, sondern erlaubt – z. B. auf Radreisen – den Einsatz von Akkus, wo sonst auf Einwegbatterien zurückgegriffen werden müsste.

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Nicht immer fallen die Antworten auf die Umweltfrage so eindeutig aus, das haben die angeführten Beispiele aufgezeigt. Am Ende können die Hersteller nur möglichst transparente Angebote schaffen. Das Fahrrad ist in der Gesamtschau kein Null-Emissionen-Fahrzeug. Was im Einzelnen sinnvoll und vertretbar ist, muss jeder selbst entscheiden. Das Wissen um die Produkte und wie sie hergestellt werden hilft dabei. Das Verantwortungsbewusstsein des Kunden kann es aber nicht ersetzen.

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